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 Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 5.7.2001

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"Im grünen Thal"

...so nannte der Gastwirt Johann Dietrich Rothfos sein Ausflugslokal am heutigen Admiral-Brommy-Weg. Das "grüne Tal" betritt man, wenn man vom Kapellenberg oder der Pumpenstrasse hinunter in Richtung Lesum geht. Die Vertiefung der Strasse "Am Kapellenberg", die in das Tal führt, wurde vermutlich von Menschenhand errichtet. Da die Lesumwiesen und der St. Magnuser Löschplatz (heute Anlegestelle für Boote) mit Pferdewagen kaum zu erreichen waren, liegt es nahe, daß aus diesem Grund die Straße errichtet wurde, die das hohe Ufer mit dem Fluß und den Lesumwiesen verbindet.

Vermutlich J. D. Rothfos
Aussschnitt aus einer Ansichtskarte von 1908

Am Ende der Straße, dort wo sich das Tal zu den Lesumwiesen öffnet, steht noch heute das ehemalige Wohnhaus der Familie Rothfos. Schon 1889 wird der Name Rothfos, der aus dem Niederdeutschen übersetzt Rotfuchs heißt, in alten St. Magnuser Grundstücks- und Einwohnerlisten erwähnt.

1896 gründete Johann Dietrich Rothfos ein kleines Geschäft, benannt nach seiner Lage "Im grünen Thal", das wenige Schritte gegenüber vom Wohnhaus der Familie lag. Wer heute über den Sinn eines Kolonialwarenladens an dieser Stelle nachdenkt, der sollte wissen, daß neben den Einwohnern von St. Magnus auch einige Seeleute und Kahnschiffer den St. Magnuser Hafen ansteuerten, um dort ihre Ladung zu löschen, und sie dann mit Pferdewagen, vorbei an dem Laden, in die umliegenden Dörfer auf der Geest zu bringen. Dabei kehrten sie in Rothfos Laden ein, um Kolonialwaren oder Kaffee zu kaufen. Damals wurde der grüne Kaffee aus dem Sack heraus an die Kunden verkauft -zum Selbströsten in der Bratpfanne. Sogar Farbe und Leinöl wurden dort angeboten, wie es in einem alten "Ausgabenbuch" von A. Addicks -einem Gärtner von Hermann Melchers- belegt ist.

Später, als die Bremer Kaufleute den Reiz des Dorfes erkannten und sich in St. Magnus niederliessen, kehrten auch Ausflügler in die reizvolle Landschaft ein. Rothfos erkannte schnell, daß er mit Kolonialwaren allein nicht viel verdienen konnte und beschloss eine Sommerwirtschaft zu eröffnen. In einem Artikel der "Norddeutschen Volkszeitung" vom 24.12.1899 wird berichtet: "Herr Rothfos im grünen Thal hat ein vollständig neues Haus erbauen lassen, indem vor einigen Tagen der Wirtschaftsbetrieb eröffnet ist. Das Haus ist im schweizer Stil hergerichtet und passt sich der romantischen Umgebung sehr gut an". Somit wurde der Kolonialwarenladen zur Gastwirtschaft "Im grünen Thal".

 
Die Gastwirtschaft "Im grünen Thal"
Ausschnitt einer Postkarte von 1901

Die Rothfos-Nachkommen haben es im Laufe der Jahrzehnte weit gebracht. Bernhard Rothfos, der Sohn des Kolonialwarenhändlers, begann 1914 mit seiner Ausbildung in einer Bremer Kaffeeimportfirma. Rothfos, am 4. September 1898 in St. Magnus geboren, gründete 1922 die Kaffeeimportfirma Bernhard Rothfos -heute Bernhard Rothfos GmbH- und zog 1925 nach Hamburg an den Sandtorkai, wo schon damals der Sitz vieler Kaffeeunternehmen lag. Über viele Jahre hinweg konnte er seine Firma aus- und nach den Kriegsjahren Anfang der fünfziger Jahre wieder neu aufbauen. 1955 gründete er die DEUTSCHE EXTRAKT KAFFEE GMBH (DEK) in Hamburg, dessen Leitung später einer seiner Söhne übernahm.

Die Bernhard Rothfos GmbH (beliefert u.a. Aldi und Eduscho) (1) wurde zu dem größten Kaffeeimporteur der Welt. Zeitweise kontrollierte sie zehn Prozent des Kaffee-Welthandels. Mehr als sechzig Jahre lang leitete Bernhard Rothfos sein Unternehmen und noch im hohen Alter kam er fast täglich in sein Büro. Noch heute bekannt ist seine Kaffeemarke "Arko", die 1998 ihr 50jähriges Bestehen feierte. Als "Arbeitsgemeinschaft für den Vertrieb von Konsumgütern" wurde die Firma Arko 1948 gegründet. Sie lieferte zunächst die wichtigsten Grundnahrungsmittel per Fahrrad auf Wochenmärkten und in Läden aus. Heute gibt es mehr als 300 Filialen in zwölf Bundesländern, die zum großen Teil Gebäck und Süßwaren anbieten. Die 1464 Mitarbeiter sind teilweise stille Teilhaber des Unternehmens. Firmengründer Bernhard Rothfos starb 1998 wenige Wochen vor seinem 100. Geburtstag. Zusammen mit seinen Söhnen haben sie deshalb ihre 90prozentigen Geschäftsanteile an der GmbH der gemeinnützigen Arko-Stiftung übertragen, die unter anderem in Not geratene Menschen unterstützt.

Der Sohn von Bernhard Rohtfos, Jan Beernd Rothfos, gründete 1981 die KORD-Gruppe zur Koordinierung von europäischen Produktionsbetrieben, die sich auf zeitsparende und haltbare Lösliche Kaffees und Lösliche Kaffeegetränke, zum Beispiel Cappuccino, spezialisiert hat. Das macht die KORD-Gruppe zum Spezialisten für Kaffee und erfolgreiche Eigenmarken der führenden Handelshäuser dieser Welt.

Die ehemaligen Knoopschen Tagelöhnerwohnungen, später auch Rothfosreihe oder nur Reihe genannt, standen zwischen der Gastwirtschaft und dem Reithdachhaus am Kapellenberg 12 und gehörten seinerzeit der Rothfos-Familie.

Die Gastwirtschaft "Im grünen Thal" um 1908

In den 30er Jahren dieses Jahrhunderts übernahm der Gastwirt Harry Öst die Gastwirtschaft "Im grünen Thal" und eröffnete einen Sommergarten mit Tanzpavillion. Oft kam es dort nach langen "Saufgelagen" zu Raufereien, so daß der Wirt am Reichsposttelefon kurbeln, und den Dorfpolizisten Pfalz zur Hilfe rufen mußte. Pfalz, ein großer, breiter und pflichtbewußter Polizist, kam mit seinem Dienstfahrrad herbeigefahren, um wieder für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er beendete die Schlägerei, indem er die Raufbolde am Kragen packte und ihre Köpfe aneinander schlug. Nach beendeter Pflicht schenkte ihm der Gastwirt Harry Öst zur Belohnung ein Bier ein.

Die Gastwirtschaft um 1930

Wohnhaus und Gastwirtschaft stehen heute noch und werden privat als Wohnhäuser genutzt.

 

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An der Lesum

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Quellenangaben:

(1) WDR Quarks und Co.

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