...so nannte der Gastwirt Johann Dietrich
Rothfos sein Ausflugslokal am heutigen Admiral-Brommy-Weg. Das
"grüne Tal" betritt man, wenn man vom Kapellenberg
oder der Pumpenstrasse hinunter in Richtung Lesum geht. Die Vertiefung
der Strasse "Am Kapellenberg", die in das Tal führt,
wurde vermutlich von Menschenhand errichtet. Da die Lesumwiesen
und der St. Magnuser Löschplatz (heute Anlegestelle für
Boote) mit Pferdewagen kaum zu erreichen waren, liegt es nahe,
daß aus diesem Grund die Straße errichtet wurde, die
das hohe Ufer mit dem Fluß und den Lesumwiesen verbindet.
Vermutlich J. D. Rothfos Aussschnitt aus einer Ansichtskarte von 1908
Am Ende der Straße, dort wo sich
das Tal zu den Lesumwiesen öffnet, steht noch heute das ehemalige
Wohnhaus der Familie Rothfos. Schon 1889 wird der Name Rothfos,
der aus dem Niederdeutschen übersetzt Rotfuchs heißt,
in alten St. Magnuser Grundstücks- und Einwohnerlisten erwähnt.
1896 gründete Johann Dietrich
Rothfos ein kleines Geschäft, benannt nach seiner Lage "Im
grünen Thal", das wenige Schritte gegenüber vom
Wohnhaus der Familie lag. Wer heute über den Sinn eines Kolonialwarenladens
an dieser Stelle nachdenkt, der sollte wissen, daß neben
den Einwohnern von St. Magnus auch einige Seeleute und Kahnschiffer
den St. Magnuser Hafen ansteuerten, um dort ihre Ladung zu löschen,
und sie dann mit Pferdewagen, vorbei an dem Laden, in die umliegenden
Dörfer auf der Geest zu bringen. Dabei kehrten sie in Rothfos
Laden ein, um Kolonialwaren oder Kaffee zu kaufen. Damals wurde
der grüne Kaffee aus dem Sack heraus an die Kunden verkauft
-zum Selbströsten in der Bratpfanne. Sogar Farbe und Leinöl
wurden dort angeboten, wie es in einem alten "Ausgabenbuch"
von A. Addicks -einem Gärtner von Hermann Melchers- belegt
ist.
Später, als die Bremer Kaufleute
den Reiz des Dorfes erkannten und sich in St. Magnus niederliessen,
kehrten auch Ausflügler in die reizvolle Landschaft ein.
Rothfos erkannte schnell, daß er mit Kolonialwaren allein
nicht viel verdienen konnte und beschloss eine Sommerwirtschaft
zu eröffnen. In einem Artikel der "Norddeutschen Volkszeitung"
vom 24.12.1899
wird berichtet: "Herr Rothfos im grünen Thal hat ein
vollständig neues Haus erbauen lassen, indem vor einigen
Tagen der Wirtschaftsbetrieb eröffnet ist. Das Haus ist im
schweizer Stil hergerichtet und passt sich der romantischen Umgebung
sehr gut an". Somit wurde der Kolonialwarenladen zur Gastwirtschaft
"Im grünen Thal".
Die
Gastwirtschaft "Im grünen Thal" Ausschnitt
einer Postkarte von 1901
Die Rothfos-Nachkommen haben es im
Laufe der Jahrzehnte weit gebracht. Bernhard Rothfos, der Sohn
des Kolonialwarenhändlers, begann 1914 mit seiner Ausbildung
in einer Bremer Kaffeeimportfirma. Rothfos, am 4. September 1898
in St. Magnus geboren, gründete 1922 die Kaffeeimportfirma
Bernhard Rothfos -heute Bernhard Rothfos GmbH- und zog 1925 nach
Hamburg an den Sandtorkai, wo schon damals der Sitz vieler Kaffeeunternehmen
lag. Über viele Jahre hinweg konnte er seine Firma aus- und
nach den Kriegsjahren Anfang der fünfziger Jahre wieder neu
aufbauen. 1955 gründete er die DEUTSCHE EXTRAKT KAFFEE GMBH
(DEK) in Hamburg, dessen Leitung später einer seiner Söhne
übernahm.
Die Bernhard Rothfos GmbH (beliefert
u.a. Aldi und Eduscho) (1) wurde zu dem größten Kaffeeimporteur der
Welt. Zeitweise kontrollierte sie zehn Prozent des Kaffee-Welthandels.
Mehr als sechzig Jahre lang leitete Bernhard Rothfos sein Unternehmen
und noch im hohen Alter kam er fast täglich in sein Büro.
Noch heute bekannt ist seine Kaffeemarke "Arko", die
1998 ihr 50jähriges Bestehen feierte. Als "Arbeitsgemeinschaft
für den Vertrieb von Konsumgütern" wurde die Firma
Arko 1948 gegründet. Sie lieferte zunächst die wichtigsten
Grundnahrungsmittel per Fahrrad auf Wochenmärkten und in
Läden aus. Heute gibt es mehr als 300 Filialen in zwölf
Bundesländern, die zum großen Teil Gebäck und
Süßwaren anbieten. Die 1464 Mitarbeiter sind teilweise
stille Teilhaber des Unternehmens. Firmengründer Bernhard
Rothfos starb 1998 wenige Wochen vor seinem 100. Geburtstag. Zusammen
mit seinen Söhnen haben sie deshalb ihre 90prozentigen Geschäftsanteile
an der GmbH der gemeinnützigen Arko-Stiftung übertragen,
die unter anderem in Not geratene Menschen unterstützt.
Der Sohn von Bernhard Rohtfos, Jan
Beernd Rothfos, gründete 1981 die KORD-Gruppe zur Koordinierung
von europäischen Produktionsbetrieben, die sich auf zeitsparende
und haltbare Lösliche Kaffees und Lösliche Kaffeegetränke,
zum Beispiel Cappuccino, spezialisiert hat. Das macht die KORD-Gruppe
zum Spezialisten für Kaffee und erfolgreiche Eigenmarken
der führenden Handelshäuser dieser Welt.
Die ehemaligen Knoopschen Tagelöhnerwohnungen,
später auch Rothfosreihe oder nur Reihe
genannt, standen zwischen der Gastwirtschaft und dem Reithdachhaus
am Kapellenberg 12 und gehörten seinerzeit der Rothfos-Familie.
Die Gastwirtschaft
"Im grünen Thal" um 1908
In den 30er Jahren dieses Jahrhunderts
übernahm der Gastwirt Harry Öst die Gastwirtschaft "Im
grünen Thal" und eröffnete einen Sommergarten mit
Tanzpavillion. Oft kam es dort nach langen "Saufgelagen"
zu Raufereien, so daß der Wirt am Reichsposttelefon kurbeln,
und den Dorfpolizisten Pfalz zur Hilfe rufen mußte. Pfalz,
ein großer, breiter und pflichtbewußter Polizist,
kam mit seinem Dienstfahrrad herbeigefahren, um wieder für
Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er beendete die Schlägerei, indem
er die Raufbolde am Kragen packte und ihre Köpfe aneinander
schlug. Nach beendeter Pflicht schenkte ihm der Gastwirt Harry
Öst zur Belohnung ein Bier ein.
Die Gastwirtschaft
um 1930
Wohnhaus und Gastwirtschaft stehen
heute noch und werden privat als Wohnhäuser genutzt.
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