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 Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 6.11.2000

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Admiral Brommy und Haus Schwalbenklippe

 


Bronzetafel auf Admiral Brommys Grabstein.

 

Direkt am heutigen Admiral-Brommy-Weg 5, gegenüber der Witschaft "Murkens Krug zur Fähre", steht die Villa "Schwalbenklippe". Erbaut wurde sie im Jahre 1905 für Emmy Kulenkampff. Die Geschichte des Grundstückes beginnt aber schon 1841, als bei einem Deichbruch in Lesumbrok ein 120 Meter großes Loch in den Deich gespült wurde. Die Deichbauern, die für die Instandhaltung des Deiches verpflichtet waren, mußten den Schaden wieder beheben. So kam es, daß sie 1841 am Fuße des sandigen Geestrückens auf der anderen Lesumseite ein Grundstück kauften und dort den Sand abbauten, um damit den Deich zu flicken. Dadurch entstand eine klippenartige Sandwand, in der einige Uferschwalben nisteten. Seitdem bürgerte sich der Name "Schwalbenklippe" ein. Der Geestrücken glich damals noch einem Sandhügel, auf dem nur wenig Bäume und Pflanzen wuchsen. Erst durch die Bremer Kaufleute, die sich auf dem Rücken der Geest ihre Sommersitze errichteten und Gärten anlegten, wurde der "Weiße Berg", wie ihn die Bremer spöttisch nannten, zu einem grünen Berg.

 

"...Mir sagt diese gänzliche Ruhe so recht zu,

und die frische Wasserluft erquickte mich".

 

Johann Gustav Kulenkampff

 

Das einfache, ruhige Leben und die frische Luft zog damals viele Bremer Kaufleute in die umliegenden Dörfer wie Oberneuland, Horn und St. Magnus. Einer der ersten Bremer, die sich auf der kahlen Geest in St. Magnus niederliessen, war Johann Caspar Dreier. Er hatte 1847 einen alten Spieker des Lesumer Bauern Mahlstedt gemietet, um darin die Sommermonate zu verbringen. Später um 1884 kaufte sein Sohn August Ferdinant Dreier ein Grundstück auf dem Hügel der Schwalbenklippe und baute darauf Haus "Reebeck". Als er seinen Freunden erzählte, daß er sich auf dem Rücken der Geest ein Haus gekauft hatte, wurde er ausgelacht, weil sie den Ort für den häßlichsten in ganz Bremen hielten und sich fragten, warum er sich ausgerechnet auf diesem kahlen und öden "Sandhaufen" niedergelassen habe.

Haus Schwalbenklippe ging 1858 an den pensionierten Admiral Karl Rudolf Bromme über, der darin ein beheiztes Schwimmbad bauen ließ, um seine Arthritis zu lindern. Ursprünglich gehörte auch das nebenstehende "Schweizer Haus" zur Schwalbenklippe, bis es 1902 von J.H. Kulenkampff erworben wurde.


Die Villa Schwalbenklippe.
Gemalt von Marion Bruckmann.

 

Admiral Bromme, der sich englischsprachig Brommy nannte, errichtete 1849 im Auftrag Deutschlands, die 1848 gegründete erste deutsche Marineflotte, mit der er wenige Monate nach ihrer Gründung in der "Seeschlacht von Helgoland" gegen die Dänen kämpfte.

Brommy "war ein Mann von kurzer, gedrungener Gestalt und raschen, knappen Bewegungen. Der schwarze Schnauz- und Knebelbart, die durchdringenden, dunklen Augen hatten fast etwas Balkanisches, und das ganze Äußere des Mannes, der wenig über vierzig Jahre alt schien, wollte nur schwer zu seiner etwas sächsisch anklingenden Aussprache passen" (Bernhard Zebrowski, Brommy-Admiral ohne Flotte). Der gebürtige Sachse aus Anger bei Leipzig war als Waisenjunge bei Pflegeeltern aufgewachsen. Später heiratete er Karoline Groß, die Tochter eines Hammelwardener Gastwirtes. Er arbeitete zunächst im Dienste der amerikanischen Handelsmarine und fuhr später für die chilenische und griechische Kriegsmarine zur See. Im griechischen Befreiungskrieg von 1827 gegen die Türken konnte Brommy sich besonders bewähren und wurde schon im Alter von 24 Jahren Fregattenkapitän.

Im Jahre 1848 erklärte der dänische König Friedrich VIII von Dänemark-Schleswig, Deutschland den Handelskrieg, weil er seinen Forderungen im deutsch-dänischen Erbfolgestreit um den Besitz von Schleswig-Holstein Nachdruck verleihen wollte. Deutschland war den Dänen ohne eine eigene Seestreitmacht unterlegen und konnte daher eine Blockade der deutschen Nordseeküste durch sie nicht verhindern. In seinem 1848 erschienenen Buch mit dem Titel "Die Marine", schlug Admiral Brommy die Gründung einer deutschen Seestreitmacht vor, womit er in Deutschland auf offene Ohren stieß. Besonders die hanseatischen Kaufleute waren für eine Kriegsflotte, die ihre Frachtschiffe vor den Dänen schützen konnte. Auch das deutsche Volk forderte die Flotte. Volksbegeisterung und Opfersinn schufen sie. Der Söruper Fraueneverein schrieb in einem Brief an die Regierung: "Ein Verein von Frauen und Jungfrauen aus der Gemeinde Sörup erlaupt sich als zeichen ihrer Teilnahme am Wohl des Vaterlandes hierbei ein Scherflein zum Bau einer Flotte zu senden". Von überall her wurde für die Flotte gespendet". Senator Duckwitz, der kluge und energische Bremer, saß von früh bis spät in seinem Frankfurter Ministerium. Eingegraben, erstickt, überschüttet von einer Flut von Briefen. Es waren Briefe voller Begeisterung, voll guten Willens und voll schrecklicher Unkenntnis. Er las von dem Durcheinander der Spenden und Geschenke.`Wenn ich eine Flotte aus Papier machen könnte, würden die Dänen morgen aus der Nordsee sein!´ seufzte Senator Duckwitz (Bernhard Zebrowski, Brommy-Admiral ohne Flotte).

Im Jahre 1849 wurde unter Admiral Brommys Kommando in Brake und Bremerhaven eine Marineflotte errichtet, die u.a. aus den umgebauten Postraddampfern "Hamburg", "Bremen" und "Lübeck" sowie dem ehemaligen Frachtsegler "Deutschland" bestanden. Die angekauften Schiffe waren teilweise ziemlich heruntergekommen und mußten erst einsatzbereit gemacht werden.

Eine Mannschaft für die Flotte gab es anfangs noch nicht. Die Wehrpflicht bestand derzeit noch nicht, und somit mußten Matrosen angheuert werden, was sich aber als äußerst schwierig herausstellte, da kein Mann freiwillig in den Krieg ziehen wollte. Schließlich schafften sie es doch eine Hundertschaft von Matrosen aus Hamburg anzuheuern. "Sie langten dort so betrunken an, daß sie erst einmal zwei Tage lang eingesperrt werden mußten, bis sie wieder zu sich kamen." (Bernhard Zebrowski, Brommy-Admiral ohne Flotte).

Trotz der anfänglichen Probleme war die erste deutsche Flotte bereit ihre Dienste zu leisten. Vor Eckernförde kam es zur ersten Begegnung mit dem Feind. "Die Dänen waren mit dem Linienschiff "Christian VIII.", dem Dampfschiff "Genfer" und ihrer neuesten, besten Fregatte, der "Gesion", erschienen, um die Stadt zu bombardieren, Truppen an Land zu setzen, die Strandbatterien zu nehmen und sich Eckernfördes zu bemächtigen. Aber die Batterien hatten den Kampf mir dem übermächtigen Feind aufgenommen. In ihrem wohlgezielten Feuer war "Christian VIII." zusammengebrochen, hatte die Flagge gestrichen und war gleich darauf durch eine furchtbare Explosion vernichtet worden. "Gesion" hatte angesichts der Katastrophe gleichfalls die Flagge gestrichen und war, durch fast hundert Treffer schwer versehrt, von den Verteidigern Eckernfördes in Besitz genommen worden. Dabei wurden Tausend Gefangene genommen und die deutsche Flotte war um eine Fregatte mit 46 Kanonen reicher geworden.

Am 4. Juli 1849 kam es vor der Insel Helgoland zu einer erneuten Begegnung mit den Dänen.Vor der Insel standen sich die deutschen Schiffe "Barbarossa" (Kapitän King/Engländer), "Hamburg" (Kaptltn
Reichert) und die "Lübeck" (Kaptltn Thatcher/Engländer) sowie die dänische Flotte gegenüber. Auf der Barbarossa kam es bei der Feuereröffnung zu einem Versager. Dies war darauf zurückzuführen, daß es niemals ein Geschützexerzieren gegeben hatte, obwohl der Kommandant das Schiff kriegsbereit gemeldet hatte.

Nach kurzem Schußwechsel schritten die Engländer ein, weil sie sich bedroht fühlten. "Die Regierung Seiner Großbritannischen Majestät mochte schon lange darauf gewartet haben, ihre Ansicht über die neue Flotte, die sich erdreistete, die Nordsee zu befahren, auf recht deutliche Weise kundzutun. Um den alten, rostigen Böller auf der Höhe der Insel entwickelte sich eine rege Betriebsamkeit. Es war nicht leicht, daß alte Geschütz zu handhaben, und manch einer würde es nicht abgeschossen haben, aus Furcht, daß es nach hinten losgehen oder überhaupt in Stücke springen würde. Aber Engländer kennen keine Bedenken, wenn es sich darum handelt, ihrer Flagge und ihren Wünschen Respekt zu schaffen. Feuerwerker gab es nicht auf Helgoland und Geschosse auch nicht. Man half sich, indem man Rasenstücke in den alten Böller lud...". (Bernhard Zebrowski, Brommy-Admiral ohne Flotte).

 

Als sich die Schiffe der beiden Länder zu nahe kamen und es den Engländern zu ernst wurde (auf Helgoland hatten versehentlich schon eine Kanonenkugel eingeschlagen) schossen sie ihren Böller mit seinen Rasensoden ab. "Die Rasenstücke in dem alten Böller hatten ihre Wirkung getan" (Zebrowski).

Admiral Brommy ließ das Feuer einstellen und gab den Befehl zum Rückzug. Nach dieser Niederlage mußte sich Brommy Spott und Hohn über sich ergehen lassen. "Das Geschwarder war vor dem Knall eines mit Rasenstücken geladenen alten Böllers zurückgewichen. Mister Brommy, erschlagen von den Rasenstücken von Helgoland höhnten die Engländer.

Der Hamburger Senat erhielt eine Note des Britischen Geschäftsträgers in der freien Hansestadt, in der mitgeteilt wurde, daß vor der Insel Helgoland Schiffe unter einer unbekannten Flagge aufgetaucht seien und kriegerische Handlungen vorgenommen hätten. "Ich bin beauftragt", so schloß das Schriftstück,"der Regierung von Hamburg anzuzeigen, daß, wenn keine vorhandene Regierung (nach dem Scheitern der Nationalversammlung gab es praktisch keine Regierung mehr) jene Dampfschiffe unter ihrer Botmäßigkeit stehend anerkennt, die selben ausgesetzt sind, als Piraten behandelt zu werden".

"Niemand konnte ahnen, wieviel Heldentum nötig war, um das zu vollbringen, was wie Feigheit aussah, niemand, wieviel Größe nötig war, um diesen Vorwurf zu tragen.

(Bernhard Zebrowski, Brommy-Admiral ohne Flotte).

Oft wird behauptet, daß es Brommy gelungen sein soll, die dänischen Kriegsschiffe in die Flucht zu schlagen.

Wenig später wurde in Berlin der Frieden zwischen Deutschland und Dänemark unterzeichnet. Nach der Auflösung und dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung im Juli 1852, wurde nur wenige Jahre nach ihrer Gründung, die Auflösung der deutschen Kriegsflotte beschlossen. Der Bundeskommissar Dr. Hannibal Fischer war mit der Versteigerung der Schiffe beauftragt worden. Fischer ist später wegen dieser Versteigerung als Lump und Abenteurer bezeichnet worden, der "seine Hände mit einer solch schrecklichen Tat" befleckt hatte.

Die Auflösung der Marine machte aus dem humorvollen Admiral Brommy einem schmerzgebeugten Mann. Nach außen hin verdeckte er sein sensibles Gemüt, das durch den frühen Tod seiner Eltern geprägt worden war indem er sich grob und verhalten gab.

 

" Ich stehe und falle mit unserer Schöpfung, der Himmel gebe,

daß ich die bevorstehende Krise wie die Früheren überstehe".

 

(Aus einem Brief an den oldenburgischen Oberst Mosle, 1850)

 

Bevor Brommy 1856 in den Ruhestand trat, leitete er wenige Jahre lang die technische Sektion des Mailänder Kommandos der östereichischen Marine, die in der Adria lag.

Nur zwei Jahre nach dem Erwerb der Villa Schwalbenklippe im Jahre 1860 starb Admiral Karl Rudolf Brommy an den Folgen seiner Gicht. Das Dampfschiff "Magnet" brachte seinen Sarg nach Brake, wo er in dem Banner seines Flaggschiffes "Babarossa" eingehüllt auf dem Friedhof der Kirchhammelwardener Kirche bei Brake beerdigt wurde. Sein Grab ist bis heute erhalten geblieben; ein großer Felsstein, für den Hermann Allmers eine Bronzeplakette mit Brommys Portrait prägte, dient als Grabstein. Erst 37 Jahre nach Brommys Tot hatte man in Anwesenheit des Kaisers Wilhelm II. den Stein enthüllt.
(siehe oben). Unter der Plakette lautet eine Inschrift:

 

Carl Rudolf Brommy ruht in diesem Grabe,

der ersten deutschen Flotte Admiral.

Gedenkt des Wakern und gedenkt der Tage,

an schöner Hoffnung reich und bittrer Täuschung

und welche Wendung jetzt durch Gottes Fügung.

 

Durch die heutige Bundesmarine wird das Andenken an Admiral Brommy mit der Fregatte "Brommy" und der gleichnamigen Marine-Kameradschaft aufrecht erhalten. Durch den "Allerhöchsten Erlaß vom 15. Juni 1906" erhielt eine Eisenbahnbrücke zwischen Berlin-Kreuzberg und Friedrichshain noch vor Baubeginn den Namen "Brommybrücke". 1929 benannte man die Promenade an der Lesum zum Admiral-Brommy-Weg. In Brake erinnern das Schiffahrtsmuseum und das Historienschauspiel "Brommy-die Freiheit der Meere" an den großen Admiral.

Nur wenige wissen, daß Admiral Brommy auch als Dichter hervortrat.

 

Die 1. Deutsche Flotte (1848-1852) unter Admiral Brommy

Barbarossa

(ex Cunard-Nordatlantikdampfer)

Erzh. Johann

(ex Cunard-Nordatlantikdampfer)

Königl. Ernst August

Frankfurt

Großherzog v. Oldenburg

Hansa

(ex United States, 1650 t, 3-84-Pfünder und 8-68-Pfünder, war das
Flaggschiff der Bundesflotte);

Lübeck

(Raddampfer mit 6 Bombenkanonen)

Hamburg

(Raddampfer mit 6 Bombenkanonen)

Bremen

(Raddampfermit 6 Bombenkanonen)

Eckernförde

(ex Gefion, Beute aus dem Gefecht bei Eckernförde)

Deutschland

(Segelfregatte, 853 BRT, 36 Kanonen, 230 Mann Bes.)

(u.a.)

Im Heimatmuseum Schloß Schönebeck ist eine Ansicht der ersten deutschen Reichsflotte zu sehen, die im Jahre 1902 von dem Marinemaler Lüder Arenhold (1854-1915) geschaffenen wurde.

 


1871 erwarben C. Lahusen, Begründer der Nordwolle, und 1883 der Bremer Kaufmann Julius Kulenkampff die Villa Schwalbenklippe. Als sich Julius Kulenkampff im Jahre 1902 dazu entschloß, seinen Landsitz nach Leuchtenburg zu verlegen, wurde Haus Schwalbenklippe 1903 abgerissen. Ein Jahr später, ließ Emmy Kulenkampff, die Schwester des Vorbesitzers Julius, eine neue Villa Schwalbenklippe bauen -so wie man sie heute noch sehen kann. Schwalbenklippe war einst der Mittelpunkt kulturellen Lebens. In ihrem Gästebuch finden sich bekannte Namen, wie der des früheren Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher. Genscher war seinerzeit Sozius in der Anwaltskanzlei des Dr. Kuhlmann -dem damaligen Besitzer der Villa Schwalbenklippe. Die Anwaltspraxis hatte ihren Sitz zunächst in der Hindenburgstrasse in Lesum und später im Schüsselkorb in der Bremer Innenstadt. Weiterhin gehörten in den 30er Jahren der Londoner Bürgermeister und die Pianistin Henny Bromberger zu den Gästen des Hauses.


Die neue Villa Schwalbenklippe.
Postkarte von 1914.

 

Links zu diesem Thema:

150 Jahre Deutsche Marine

Bücher zu diesem Thema:

Die Marine (Admiral Brommy)

 

 

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Literaturnachweis:

Der Inhalt dieser Seite wurde u.a. aus folgenden Büchern entnommen:
"Altes und Neues aus dem alten St. Magnus", Friedrich Spengemann, St. Magnus 1957.
"Brommy-Admiral ohne Flotte", Bernhard Zebrowski, o. J.

 

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© O. Schoener, 2010