abebooks.de

Zur nächsten Seite

 Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 3.3.2001

Zum Archivindex

 

Gut Weilen

Villa Gutweil (Gut Weilen) um 1905
Villa Gutweil (Gut Weilen) 1905.

 

An das ehemalige Gut Weilen erinnert heute nur noch der Straßenname. Um die Jahrhundertwende erwarb der Bremer Kaufmann Friedrich Ludwig Biermann das ehemalige Gut des Kaufmannes E. Focken mit dem darauf befindlichem Meierhof. Vermutlich bestand der 1938 abgebrochene Meierhof über 600 Jahre lang und war zeitweise im Besitz des Bremer Erzbischofs Adalbert, der mit den Einkünften des Hofes das Domkapitel ausstattete. Das Gut wurde durch die heutigen Straßen "Auf dem Hohen Ufer", die "Meierhofstraße" sowie die östlichen und südlichen Grundstücke der Straße "Gut Weilen" eingefaßt. Die Straßen "Gut Weilen"und "Am Schäferhof " bestanden seinerzeit noch nicht. Hinter der alten Rotbuche, die 1998 gefällt wurde, stand zur rechten Seite gelegen die "Villa Gutweil".

Karte siehe nächste Seite

Als das Gut 1927 verkauft und die Villa Gutweil in den dreißiger Jahren abgerissen wurde, parzellierte man das Grundstück und legte die Straßen "Gut Weilen" und "Am Schäferhof" an. Noch heute findet man in einigen Gärten der Straße "Gut Weilen" Reste des reichverzierten Schlosses.

Biermann, auch der "Zigarrenkönig" genannt, war Mitinhaber der Firma Engelhardt & Biermann in der Langenstraße in Bremen. 1863 gründete er zusammen mit Leopold Engelhardt eine Zigarrenfabrik in Verden a.d. Aller, wo derzeit 5-90 Mitarbeiter beschäftigt waren. Durch die Belieferung der deutschen Truppen im deutsch-französischen Krieg erlebte die Firma einen großen Aufschwung. Schon bald eröffnete sie weitere Niederlassungen in ganz Deutschland und die Mitarbeiterzahl stieg 1890 auf 5437. Ihre rund 70 Fabriken am Harz und im Eichsfeld, in Westfalen, Lippe, Osnabrück, Bremen, Verden, und in Dinglingen/Baden stellten 1907 ca. 251 Millionen Zigarren her. 1895 wurde Friedrich Ludwig Biermann zum Kommerzienrat ernannt.

Friedrich Ludwig Biermann
Friedrich Ludwig Biermann

Das heute noch vorhandene Fachwerkhaus "Hoher Kamp" (Lidice Haus) ließ F.L. Biermann für seinen Sohn Leopold erbauen. Leopold Biermann (1875-1922) war ein großzügiger Kunstmäzen und Kulturförderer. Durch ihn erhielt die Bremer Kunsthalle einige bedeutende Werke seiner Kunstsammlung wie z.B. die Ernst Barlach-Plastik "Schäfer im Sturm", Max Liebermanns "Kuhhirtin" und das Gemälde "Zwei Frauen" von Karl Hofer. Er gehörte außerdem zu den Stiftern des Bremer Kunstvereins, für den er als Schatzmeister viele Schenkungen anregte. Als es 1912 zum Bremer Kunststreit kam, hatte Leopold Biermann den Direktor der Bremer Kunsthalle, Gustav Pauli, bei seinem Vorhaben unterstützt, ein Bild des Malers Van Gogh für die Kunsthalle zu erwerben. Die Bremer Künstlerszene empörte sich über Paulis Vorhaben, einen französischen Meister anstelle eines deutschen zu kaufen.

Zu seinem Freundeskreis gehörten neben dem Dichter Rudolf Alexander Schröder 2 3 4 5 und dem Mäzen Alfred Walter Heymel 2 3 4 5 auch andere berühmte Persönlichkeiten wie der Maler Max Liebermann, der Dichter Hugo von Hofmannsthal 2 3 und Richard Strauß.

Im Laufe des ersten Weldkrieges 1914 widmete sich Biermann der Fürsorge für verwundete Soldaten und errichtete in seinen Besitzungen "Hoher Kamp" und "Villa Gutweil" Genesungsheime für Soldaten der Kaiserlichen Marine. Aus seiner Hand "flossen auch die großen Summen zur Einrichtung und Erhaltung des Betriebes, zur Beköstigung und zur ärztlichen Pflege. Zusammen mit seiner Gattin leitete er das Unternehmen. Als das Marineheim nach viereinhalbjähriger Betriebszeit geschlossen wurde, schrieb die Norddeutsche Volkszeitung: "Der Dank der Marine und eine Anerkennung der Stadt Bremen für diese selbstlose Wohltätigkeit sind unseres Wissens ausgeblieben." Im Bremer Bürgerpark ließ Leopold Biermann das Waldschlößchen errichten und gründete 1915 den "Kriegshilfsverein Bremen für Schirwindt (Ostpr.) e.V." der es sich zur Aufgabe machte, die von den Russen völlig zerstörte Stadt neu aufzubauen. Bei seinem Besuch im Jahre 1916 wurde Biermann von den Einwohnern Schirwindt´s königlich empfangen -sogar eine Strasse wurde dort nach ihm benannt.

Am 9.9.1922 starb Leopold Biermann. An seinem Grabe hielt Rudolf Alexander Schröder die Grabrede, die er mit den Worten: "Als ein leuchtendes Beispíel stehst Du vor uns dessen, was der Geist über den Körper vermag." Biermann litt nähmlich nicht nur an einer Beinlähmung und latenter Herzschwäche; eine angeborene Wachstumshemmung, ließ ihn überdies unnatürlich klein bleiben.

Leopold Biermann
Leopold Biermann

Von den Biermannschen Gütern sind außer dem Haus "Hoher Kamp" (Lidice Haus) auch noch die Reste der Einzäunung vorhanden, die noch heute an der Einfahrt zu "Gut Weilen" und am "Admiral-Brommy-Weg" stehen.

Zuletzt soll nicht unerwähnt bleiben, daß der St. Magnuser Löschplatz bzw. die Anlegestelle 1876 von F. L. Biermann erbaut wurde.

 

Bücherlinks zu diesen Themen:

An der Lesum

Rudolf Alexander Schröder

Beschreibungen dieser Bücher erhalten Sie im

Startseite

Navigation

Nächste Seite
Historischer Rundgang Ludwig Knoop Denkmal-Einweih. St.Magnus Ursprung
Zeittafel Galerie Lesmona Heimat-Shop
Schotteck Kränholm Rothfos Schule Friedrichsdorf
Gut Weilen Gut Weilen 1919 Villa Ruhe Admiral Brommy

Gesamter Namensindex
Namens-Index St. M. überall Bremen/Ansichten
Familie Voigt Magnus-Glocke Hof Lesmona
Gästebuch Schreiben Gästebuch Lesen Links Gedicht/ Schröder

Literaturnachweis:

Der Inhalt dieser Seite wurde u.a. aus folgenden Büchern entnommen:
"Burg-Lesumer Heimatbuch", Heimat- und Verschönerungsverein Burg-Lesum, Druck- und Verlagshaus Friedrich Pörtner,
Bremen-Blumenthal.
"Bremische Biographie des 19. Jahrhunderts", Historische Gesellschaft Bremen 1915.
Die nordwestdeutsche Gewerbe-, Industrie-, Handels-, Marine-, Hochseefischerei-, und Kunst-Ausstellung, Bremen, 1890.

 

Hinweis:

In der Geschichte gibt es auch unter Experten immer wieder unterschiedliche Meinungen oder Auslegungen. Auf diesen Seiten wird ausschließlich meine private Meinung wiedergegeben. Sämtliche Texte dieser Seiten wurden vom Verfasser neu erzählt.
Alle Informationen auf diesen Seiten sind von mir mit größer Sorgfalt
recherchiert und gewissenhaft bearbeitet worden. Da inhaltliche und sachliche Fehler nicht ausgeschlossen werden
und neue Erkenntnisse der Geschichtsforschung die Angaben dementieren oder ergänzen können, erkläre ich, daß alle Angaben im Sinne der Produkthaftung ohne Garantie erfolgen und daß ich keinerlei
Verantwortung und Haftung für inhaltliche und sachliche Fehler übernehmen kann. Ich bitte dafür um Verständnis
und werde Korrekturhinweise gerne aufgreifen.

 

SchoenerHistory@gmx.de

© O. Schoener, 2010