An das ehemalige Gut Weilen erinnert
heute nur noch der Straßenname. Um die Jahrhundertwende
erwarb der Bremer Kaufmann Friedrich Ludwig Biermann das ehemalige
Gut des Kaufmannes E. Focken mit dem darauf befindlichem Meierhof.
Vermutlich bestand der 1938 abgebrochene Meierhof über 600
Jahre lang und war zeitweise im Besitz des Bremer Erzbischofs
Adalbert, der mit den Einkünften des Hofes das Domkapitel
ausstattete. Das Gut wurde durch die heutigen Straßen "Auf
dem Hohen Ufer", die "Meierhofstraße"
sowie die östlichen und südlichen Grundstücke der
Straße "Gut
Weilen" eingefaßt. Die Straßen "Gut
Weilen"und "Am
Schäferhof " bestanden seinerzeit noch nicht.
Hinter der alten Rotbuche, die 1998 gefällt wurde,
stand zur rechten Seite gelegen die "Villa Gutweil".
Als das Gut 1927 verkauft und die Villa
Gutweil in den dreißiger Jahren abgerissen wurde, parzellierte
man das Grundstück und legte die Straßen "Gut
Weilen" und "Am Schäferhof" an. Noch heute
findet man in einigen Gärten der Straße "Gut Weilen"
Reste des reichverzierten Schlosses.
Biermann, auch der "Zigarrenkönig"
genannt, war Mitinhaber der Firma Engelhardt & Biermann in
der Langenstraße in Bremen. 1863 gründete er zusammen
mit Leopold Engelhardt eine Zigarrenfabrik in Verden a.d. Aller,
wo derzeit 5-90 Mitarbeiter beschäftigt waren. Durch die
Belieferung der deutschen Truppen im deutsch-französischen
Krieg erlebte die Firma einen großen Aufschwung. Schon bald
eröffnete sie weitere Niederlassungen in ganz Deutschland
und die Mitarbeiterzahl stieg 1890 auf 5437. Ihre rund 70 Fabriken
am Harz und im Eichsfeld, in Westfalen, Lippe, Osnabrück,
Bremen, Verden, und in Dinglingen/Baden stellten 1907 ca. 251
Millionen Zigarren her. 1895 wurde Friedrich Ludwig Biermann zum
Kommerzienrat ernannt.
Friedrich Ludwig Biermann
Das heute noch vorhandene Fachwerkhaus
"Hoher Kamp" (Lidice Haus) ließ F.L. Biermann
für seinen Sohn Leopold erbauen. Leopold
Biermann (1875-1922) war ein großzügiger Kunstmäzen
und Kulturförderer. Durch ihn erhielt die Bremer
Kunsthalle einige bedeutende Werke seiner Kunstsammlung
wie z.B. die Ernst
Barlach-Plastik "Schäfer im Sturm", Max Liebermanns
"Kuhhirtin"
und das Gemälde "Zwei Frauen" von Karl Hofer. Er
gehörte außerdem zu den Stiftern des Bremer Kunstvereins,
für den er als Schatzmeister viele Schenkungen anregte. Als
es 1912 zum Bremer
Kunststreit kam, hatte Leopold Biermann den Direktor der Bremer
Kunsthalle, Gustav Pauli, bei
seinem Vorhaben unterstützt, ein Bild des Malers Van Gogh
für die Kunsthalle zu erwerben. Die Bremer Künstlerszene
empörte sich über Paulis Vorhaben, einen französischen
Meister anstelle eines deutschen zu kaufen.
Im Laufe des ersten Weldkrieges 1914
widmete sich Biermann der Fürsorge für verwundete Soldaten
und errichtete in seinen Besitzungen "Hoher Kamp" und
"Villa Gutweil" Genesungsheime für Soldaten der
Kaiserlichen Marine. Aus seiner Hand "flossen auch die großen
Summen zur Einrichtung und Erhaltung des Betriebes, zur Beköstigung
und zur ärztlichen Pflege. Zusammen mit seiner Gattin leitete
er das Unternehmen. Als das Marineheim nach viereinhalbjähriger
Betriebszeit geschlossen wurde, schrieb die Norddeutsche Volkszeitung:
"Der Dank der Marine und eine Anerkennung der Stadt Bremen
für diese selbstlose Wohltätigkeit sind unseres Wissens
ausgeblieben." Im Bremer Bürgerpark ließ Leopold
Biermann das Waldschlößchen
errichten und gründete 1915 den "Kriegshilfsverein Bremen
für Schirwindt (Ostpr.) e.V." der es sich zur Aufgabe
machte, die von den Russen völlig zerstörte Stadt neu
aufzubauen. Bei seinem Besuch im Jahre 1916 wurde Biermann von
den Einwohnern Schirwindt´s königlich empfangen -sogar
eine Strasse wurde dort nach ihm benannt.
Am 9.9.1922 starb Leopold Biermann.
An seinem Grabe hielt Rudolf Alexander Schröder die Grabrede,
die er mit den Worten: "Als ein leuchtendes Beispíel
stehst Du vor uns dessen, was der Geist über den Körper
vermag." Biermann litt nähmlich nicht nur an einer Beinlähmung
und latenter Herzschwäche; eine angeborene Wachstumshemmung,
ließ ihn überdies unnatürlich klein bleiben.
Leopold Biermann
Von den Biermannschen Gütern sind
außer dem Haus "Hoher Kamp" (Lidice Haus) auch
noch die Reste der Einzäunung vorhanden, die noch heute an
der Einfahrt zu "Gut Weilen" und am "Admiral-Brommy-Weg" stehen.
Zuletzt soll nicht unerwähnt bleiben,
daß der St. Magnuser Löschplatz bzw. die Anlegestelle
1876 von F. L. Biermann erbaut wurde.
Der Inhalt dieser Seite
wurde u.a. aus folgenden Büchern entnommen: "Burg-Lesumer
Heimatbuch", Heimat- und Verschönerungsverein Burg-Lesum,
Druck- und Verlagshaus Friedrich Pörtner, Bremen-Blumenthal. "Bremische Biographie des 19. Jahrhunderts",
Historische Gesellschaft Bremen 1915. Die nordwestdeutsche
Gewerbe-, Industrie-, Handels-, Marine-, Hochseefischerei-, und
Kunst-Ausstellung, Bremen, 1890.
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